Nasse Haut

Titou, Carmen Schubert

Der erste Tag des Jahres, an dem es so warm ist, dass man das Gefühl hat, die Hitze würde den Körper wie ein Kokon umhüllen. Nicht fähig, eine einzige gedankliche Anstrengung vorzunehmen, in einer angenehmen, sommerlichen Müdigkeit gefangen. Fast schon träge. An den See, die karierte Decke auf das Gras legen, sich auf die karierte Decke legen, in der Hoffnung auf die kleinste sommerliche Briese. Aber die Blätter an den Bäumen bewegen sich nicht einen Millimeter. Und weil so erschöpft vom Nichtstun, liegt man bald im Halbschlaf auf der karierten Decke. Aus Angst zu verbrennen, schleppt man sich irgendwann zum Steg und schaut auf das klare, beinahe unbewegliche Wasser.

In der nächsten Sekunde spürt man, wie die Hände die klare Oberfläche zerteilen und die nackte Haut von kaltem Nass umgeben ist, Energie durch den Körper schießt. Man taucht ein, lässt sich fallen, öffnet die Augen und erkennt undeutlich die Konturen der Oberfläche, wo sich das Licht in Millionen Teile bricht. Auf dem Rücken dahinschwebend, verliert man für einen kurzen Moment jedes Zeitgefühl. Und während die eisige Schwerelosigkeit einen die Welt um sich herum vergessen lässt, ist es einer dieser Augenblicke, in denen ich mir meines Körpers bewusst werde, ihn spüre, mir einbilde, das Blut durch meine Adern fließen und mein Herz pochen zu hören. Bis man mit einem kräftigen Zug dem Licht entgegen schwimmt und erneut die Wasseroberfläche durchbricht.